Es soll ja Leute geben, deren erstes Strickprojekt ein vierfarbiger Norwegerpullover war, am besten noch gestrickt nach einer Anleitung in norwegischer Sprache.
So eine "Wie schwer kann es wohl sein?"-Attitüde hatte ich nicht, als ich mit dem Stricken angefangen habe - ganz im Gegenteil! Ich habe mein erstes Projekt (einen Rundschal im Halbpatent) gleich dreimal hintereinander gestrickt, weil ich so froh war, als es endlich klappte!
Du kannst Dir sicher vorstellen, dass ich auch dem Sockenstricken eher mit
zu viel als
zu wenig Respekt begegnet bin...die Sockenkonstruktion wirkte auf mich ganz schön komplex. Vom Hantieren mit dem Nadelspiel mal ganz abgesehen!
Zum Glück habe ich mich irgendwann trotzdem an mein erstes Sockenpaar getraut; das ist mittlerweile sieben Jahre her, die Socken trage ich immernoch gerne. Neben ziemlich vielen Fehlern ist da nämlich auch eine Riesenmenge Stolz eingestrickt!
Über die Jahre habe ich viele weitere Sockenpaare gestrickt und unterschiedliche Techniken ausprobiert: mal vom Schaft und mal von der Spitze angefangen, die Ferse mit Käppchen oder verkürzten Reihen konstruiert, verschiedene Spitzenformen auf Schönheit und Tragekomfort überprüft. Aber nicht nur das: Ich habe auch viele
verschiedene Stricknadeln auf ihre Sockenstrick-Qualitäten getestet!
Heute stelle ich Dir vier Varianten vor; und weil es beim Stricken kein Richtig oder Falsch gibt, sondern jeder Stricker seine ganz eigenen Vorlieben hat, habe ich mir dafür
Hilfe von drei wunderbaren Strick-Buddies ins Boot geholt...
Das Nadelspiel.
Ein Nadelspiel besteht aus vier bzw. fünf Nadeln, die gleichzeitig zum Stricken verwendet werden. Die Nadeln sind in verschiedenen Größen, Längen und Materialien erhältlich und fast jeder Nadelhersteller hat Nadelspiele im Angebot.
Obwohl man mit dem Nadelspiel alle möglichen Dinge herstellen kann, die in der Runde gestrickt werden (Mützen, Handschuhe und - stulpen, Ärmel etc.), wird es in allererster Linie mit Socken assoziiert.
Die Maschen werden beim Stricken gleichmäßig auf drei bzw. vier Nadeln verteilt, die dann reihum abgestrickt werden. Die Vorstellung, mit vier oder fünf Nadeln zugleich stricken zu müssen, ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man aber erstmal über das Gefriemel der ersten Runden hinaus ist, strickt es sich nicht so viel anders als mit nur zwei Nadeln. Allerdings lohnt es sich, sich ein paar Tricks und Kniffe draufzuschaffen, um z.B. die Übergänge zwischen den Nadeln "unsichtbar" hinzubekommen.
Wermutstropfen: Unterwegs-Stricker sollten sich beim Stricken mit dem Nadelspiel auf eine Zusatz-Herausforderung einstellen, denn die Maschen können beim Transport schon mal von den Nadeln rutschen.
Kirsten (@knightlyart) ist Expertin im Sockenstricken und kehrt immer wieder zum Nadelspiel zurück:
Ich habe mir vor vielen Jahren, als es noch kein Internet gab, das
Sockenstricken selbst beigebracht mit dem Buch „Der geniale Socken-Workshop“ von Ewa
Jostes und da gab es nur Nadelspiele und keine Alternativen und ich denke darum
bin ich es so gewohnt mit den 5 Nadeln zu stricken.
Ich habe mich damals sehr gequält mit den vielen Nadeln und wäre bestimmt
begeistert gewesen von dem Sockenwunder oder dem CraSy Trio.
Wiederum bin ich heute froh, das ich mit dem Nadelspiel das Sockenstricken
gelernt habe, da ich mehrfarbige Muster mit dem Nadelspiel am liebsten stricke.
Auch meine bevorzugte Herzchenferse kann ich nur damit stricken.
Sockenwunder und CraSy Trio sind mir einfach zu kurz! Meine
Hände verkrampfen sich immer und dann hole ich wieder mein 15cm Nadelspiel
wieder hervor!
Magic Loop.
Bei der Magic Loop-Methode wird auf einer langen Rundstricknadel (ca. 80cm) gestrickt. Die Maschen werden dabei hälftig auf die beiden Nadeln verteilt, das nicht benötigte Seil wird mittig herausgezogen.
Lange Rundstricknadeln in Sockenstärke haben viele Stricker sowieso schon zu Hause, es gibt sie von vielen Herstellern aus unterschiedlichsten Materialien.
Wer mit Magic Loop strickt, hat nur eine Nadel, um die er sich kümmern muss. Das Stricken selbst läuft wie gewohnt, nur muss man am Ende jeder Nadel einmal das lange Seil durchziehen, bevor man weiterstricken kann.
Toll: Wer mag, kann gleich zwei Socken auf einer Nadel stricken (zwei separate Garnknäuel benötigt man dafür allerdings schon) ...da hat das Second Sock Syndrome keine Chance!
Wermutstropfen: Es gibt zwar keine Nadelwechsel wie beim Nadelspiel, Maschen schieben muss man dennoch zweimal pro Runde.
Sarah (@delphinegarnier bei Instagram und Ravelry) strickt ihre Socken fast immer mit der Magic Loop-Technik:
Ich stricke am liebsten Magic Loop, weil mir dabei keine Nadeln runterfallen können und man - im Vergleich zum Nadelspiel - nur zwei Übergangsstellen hat. Außerdem kann ich die Socken zwischendurch auch mal anprobieren, ohne dass mir Maschen von den Nadeln rutschen! Und bei mir ist das einfach die schnellste Methode!
Kurze Rundnadeln im Allgemeinen und das Sockenwunder im Speziellen.
Wer gerne in der Runde strickt, sich das Maschen-Schieben aber ersparen möchte, für den könnten Rundstricknadeln mit winzigem Durchmesser (20 bis 30cm) das Richtige sein!
Mit ihnen strickt man Socken in der (sehr kleinen) Runde, Seil zum Durchziehen bleibt da nicht mehr über. Ferse und Spitze stricken sich mit den Mini-Nadeln nicht einfach, gerade Stücke bewältigt man dafür in Blitzgeschwindigkeit. Und - besonders für Leute interessant, die auch kurze Wartezeiten gerne mit Stricken überbrücken - man kann sein Gestrick jederzeit zur Seite legen oder in die Tasche stopfen, ohne sich um seine Maschen sorgen zu müssen.
Addi hat vor ein paar Jahren eine spezielle Mini-Nadel auf den Markt gebracht, das "Sockenwunder". Die Besonderheit: Zwei unterschiedliche lange Nadelspitzen - auf der kurzen Nadel "ruhen" die Maschen, mit der längeren Nadel wird abgestrickt - liegen besser in der Hand und erleichtern dadurch das Stricken.
Wermutstropfen: Der ein oder andere bekommt vom Stricken mit den Mini-Nadeln krampfige Finger. Wie es bei Deinen Händen ist, musst Du einfach ausprobieren!
Julia (@_tuet) jedenfalls kommt mit den kleinen Rundnadeln bestens zurecht, das Sockenwunder ist ihr sogar so sehr ans Herz gewachsen, dass sie auf ihrem
Blog Tüt ein Tutorial zum Socken stricken damit veröffentlicht hat (
klick):
Das Sockenwunder nutze ich gerne, weil kein Händeln mit Nadeln nötig ist und ich
damit blind theoretisch stundenlang stricken kann. Es gibt keine "Leitern" und
gerade bei Fair Isle oder anderen mehrfarbigen Techniken entstehen weniger
Übergänge. Zudem sticht da keine Nadel durch den Projektbeutel, keine Maschen
rutschen runter.
Das CraSy Trio.
Das CraSy Trio (im englischsprachigen Raum übrigens unter der Bezeichnung FlexiFlips auf dem Markt) ist die neuste Ergänzung im Nadelsortiment von Addi. Es handelt sich um drei Nadeln, deren Mitte jeweils durch ein Nadelseil verbunden ist - zu kurz zum Rundstricken, aber lang genug, um Flexibilität zu gewährleisten.
Das Prinzip ist dabei ähnlich wie beim Stricken mit Magic Loop oder mit zwei Rundstricknadeln - die Maschen werden hälftig auf zwei der Nadeln verteilt, mit der dritten werden sie abgestrickt. Man kann quasi die Vorteile vom Stricken mit Magic Loop genießen (nur zwei Übergänge, Maschen rutschen nicht von den Nadeln), ohne die Nachteile (Seil-ziehen und Maschen-schieben) in Kauf nehmen zu müssen.
Wermutstropfen: Die Strickhaltung ist gewöhnungsbedürftig; eine Nadel
hängt immer rum und bis man die ignorieren kann, muss man etwas üben.
Und noch etwas: Aktuell sind die Nadeln nur in Metall erhältlich. Eine
Bambusvariante soll zum Jahresende hin aber folgen.
Katha, die Autorin dieses Blogs, hat das CraSy Trio getestet:
Ich hab das CraSy Trio schnell ins Herz geschlossen, weil es so herrlich unkompliziert ist: Es strickt sich schnell damit, weil die Nadeln so kurz sind. Die Finger bleiben dennoch entspannt, weil sich die Nadeln - zumindest mit meinen kleinen Händen - sehr gut halten lassen. Und unterwegs kann ich entspannt bleiben, weil durch die Biegung der Nadeln keine Masche herunterrutscht - und ich bin wirklich nicht zimperlich mit meinem Strickzeug!
Strickst Du Socken? Wenn ja: Welche Nadeln nimmst Du am liebsten zur Hand?
xoxo Katha
Are you a sock-knitter? If so, which needles do you use for sock knitting? I've learned that preferences differ tremendously from knitter to knitter, so instead of ranking the four top needles for sock knitting, I've asked three fellow knitting buddies to tell me and you about the merits of their favorite needles.