Was für mich der große Woll-Vorrat, ist für meine Mutter die prallgefüllte Vorratskammer. Und ähnlich, wie ich manchmal schöne Garne oder gar angefangene Projekte vergesse, verliert sie temporär den Überblick über ihre Lebensmittel... In den letzten Jahren hat sich daraus ein kleiner Sport entwickelt: Für meine Mutter ist es das schönste, Produkte am exakten Tag ihrer Mindesthaltbarkeit zuzubereiten. Wenn das gelingt, schmeckt das Essen gleich nochmal so gut!

Wolle hat zum Glück kein Verfallsdatum (allein der Gedanke macht mich fertig!). Trotzdem könnte es sein, dass ich mir demnächst eine ähnliche Herausforderung suche: Strickprojekte am Anschlags-Jahrestag beenden.


Beim Catchfly-Top nach einer Anleitung von Wencke Pertermann (aus PomPom #17) bin ich zumindest nah rangekommen: drei Tage länger, und ich hätte es an seinem ersten Geburtstag fertiggestellt... Jetzt trocknet das Top in der Sonne und ich freue mich schon sehr darauf, es erstmals auszuführen!

Ebenfalls fertiggestellt, allerdings nach deutlich weniger Strickzeit (unter einem Monat, was auf meine Strickgeschwindigkeit übersetzt raketenschnell ist), ist mein Tulip Tank Top nach einer Anleitung von Purl Soho. Dank der Baumwoll-Seidenmischung, die ich zum Stricken verwendet habe, kann ich es auch bei der aktuellen Hitze viel tragen, und sobald endlich ein paar Tragebilder im Kasten sind, bekommt es nochmal einen eigenen Beitrag auf dem Blog.


Als wären das nicht schon genug fertige Projekte für einen Monat, kann ich auch noch den Garter Stitch Baby Kimono nach einer Anleitung von Joji Locatelli und zwei weitere Edda-Netze präsentieren. Alles Geschenke, denn ich stricke ja auch immer wieder sehr gerne für Familie und Freunde. Und während meine Mützen und Schals nicht ganz so beliebt sind, scheint so ein Einkaufsnetz immer gut zu gehen!




Eins meiner aktuellen Projekte wird ebenfalls ein Geschenk, ich versuche mich mal am Newborn Vertebrae von Kelly van Niekerk. Es handelt sich dabei um einen Babycardigan ohne Front. Wenn man bedenkt, dass Neugeborene ohnehin den halben Tag auf Mamas Bauch liegen und die restliche Zeit mit ihrer Milchspucke sämtliche Oberteile dreckig machen, eine geniale Idee! Und die Wolle...die Wolle begeistert mich ebenfalls! Ich stricke mit Regia Premium Merino Yak* (58% Wolle, 28% Polyamid, 14% Yak), die gerade in den Handel gekommen ist. Das Garn ist für Sockenwolle angenehm weich, macht ein schönes Maschenbild und die Farbpalette ist der Hammer!


Zu guter Letzt habe ich auch noch das Elbstrand-Tuch nach einer Anleitung von Kathrin Pohnke angeschlagen, das derzeit im Rahmen eines Hamburger Wollfest-Vorfreu-Mystery KALs gestrickt wird. Mittlerweile ist Teil 2 erschienen und bisher gefällt mir sehr, was ich da stricke...

Wie stehst Du zu Mystery Knit Alongs, traust Du Dich mitzumachen oder wartest Du lieber ab, bis die komplette Anleitung veröffentlicht ist?
xoxo Katha

Verlinkt bei Maschenfein.

*WERBUNG | Das Garn wurde mir von Schachenmayr kosten- und bedingungslos zum Testen zur Verfügung gestellt. 
Unconciously, I made July the month of tackling UFOs. I finished a baby cardigan and not one but two summer tops. And the best thing: it's still warm enough to wear them!
Now I am working on a shawl that's going to help me transitioning from summer into fall (which is hopefully still weeks away).
Im Email-Postfach: Die Einladung zur Wohnungseinweihung eines Freundes in Hamburg.
Und mein erster Gedanke: Yay! Endlich Gelegenheit, mylys einen Besuch abzustatten!

Von mylys, diesem wunderbaren Wollgeschäft, hatte in in den letzten Jahren immer wieder gelesen. Ich folge dem Store auf Instagram und konnte einen Teil des Sortiments auch schon auf dem Hamburger Wollfest unter die Lupe nehmen. Aber tatsächlich ins Ladengeschäft hatte ich es bislang noch nicht geschafft, dabei war ich in den letzten Jahren immer mal wieder in Hamburg. Diesmal aber war ich fest entschlossen! 


Hamburg ist eh eine meiner Lieblingsstädte, ich mag den Charakter der Stadt unheimlich gerne. Bei herrlichstem Wetter, ganz untypisch für meine Hamburg-Besuche, machte der Spaziergang zum Laden gleich doppelt Spaß.

Und dann stehe ich plötzlich vor dem Laden: da sind Liegestühle, ein angeschlossenes Café und Wolle - und obwohl ich nicht an Liebe auf den ersten Blick glaube, weiß ich, dass das hier ganz nah rankommt.



Der Laden selbst ist nicht groß, aber voll schönster Garne (z.B. von Malabrigo, Brooklyn Tweed, Quince & Co., ITO, Sandnes, Hedgehog Fibres uva.). Vor allem aber ist er schrecklich gemütlich und liebevoll eingerichtet, so dass man gerne ein wenig länger bleibt und durch das Angebot stöbert.



Bei der Beratung wird sich viel Zeit genommen, das konnte ich sehr gut verfolgen, während ich mit dem hervorragenden Angebot an Strickbüchern und -magazinen beschäftigt war...ich habe ja eine ernstzunehmende Schwäche für schöne Publikationen!

Besonders gefreut habe ich mich, durch Anna Maltz' neues Buch Marlisle blättern zu können. Und ja, ich musste es dann auch mit nach Hause nehmen. Dazu natürlich passendes Garn, um gleich ein Projekt daraus zu stricken. Es ging nicht anders. Aber zu meiner Verteidigung: Ich wollte ohnehin schon länger die Garne von De Rerum Natura ausprobieren und Tieke kommt aus dem Norden, das geht wohl als Souvenir durch.


Ich komme bei meinem nächsten Hamburg-Besuch bestimmt wieder, vielleicht sogar mal zur Knit Night (jeden 1. Freitag im Monat).

Welcher Strickladen hat Dich zuletzt begeistert? Und warum?
xoxo Katha
 
Adresse: mylys, Weidenallee 12, 20357 Hamburg, Öffnungszeiten: Di - Fr 11 - 19 Uhr, Sa 10 - 17 Uhr.
Homepage: www.mylys.de
There are yarn shops and then there are yarn shops. The first type you frequent when you really need a 7mm needle on a Saturday night and the store happens to still be open. The second type is for when you want to treat yourself to some quality time, touch beautiful yarns, browse through a well curated knitting library and get inspired. The Hamburg based store mylys definitely belongs in the latter category.
  
Mit keiner Buchvorstellung habe ich mich je so schwer getan wie mit dieser hier. Zigmal habe ich schon damit angefangen und dann doch wieder abgebrochen, weil ich das Gefühl hatte, dem Buch nicht gerecht zu werden. Denn was Alanna Okun mit „The Curse oft he Boyfriend Sweater“ da abgeliefert hat, ist viel mehr als nur eine Essay-Sammlung zum Thema stricken…


Der „Sweater Curse“ ist so eine Art Urban Legend, die vor allem durch die US-amerikanische Strickwelt geistert. Demnach führt das Stricken eines Pullovers für den Partner unweigerlich zum Beziehungsende und ist daher unbedingt zu vermeiden. (Verheiratete Paare scheinen von dem Fluch nicht mehr betroffen zu sein. Getestet habe ich das vorsichtshalber trotzdem noch nicht…)

Wie der Titel schon vermuten lässt, ist dem Boyfriend Sweater-Fluch ein Kapitel im Buch von Alanna Okun gewidmet, das ähnlich wie auch die Essay-Sammlungen von Clara Parkes und Kyoko Mori (meine Reviews hier und hier) autobiographische Erzählungen mit Betrachtungen zum Handarbeiten verwebt.
Alanna geht beim autobiographischen Teil allerdings noch ein ganzes Stück weiter: Mit zuweilen schmerzhafter Offenheit untersucht sie partnerschaftliche und familiäre Beziehungen. Sie macht kein Geheimnis daraus, dass das Handarbeiten - neben Stricken und Häkeln vor allem auch Sticken - für sie ein coping mechanism ist, ihre Art mit zerbrochenen Liebesbeziehungen, Trauer und psychischen Problemen fertig zu werden. Handarbeiten ziehen sich wie der sprichwörtliche rote Faden durch die Texte und halten die Essays zusammen.  

"The Curse of the Boyfriend Sweater" lässt sich locker „wegschmökern“, wie es in der Buchbranche so schön schrecklich heißt. Behandelt werden viele sehr ernsthafte Themen, dennoch liest sich das Buch leicht und häufig auch sehr witzig. Manchmal fühlt man sich beim Lesen ein bißchen schlecht - so als würde man in einem fremden Tagebuch schnüffeln -, gleichzeitig fühlt es sich aber auch wahninnig gut an, so viel Vertrauen von der Autorin entgegengebracht zu bekommen.
Von mir gibt es eine ganz klare Empfehlung!

Was liest Du aktuell? Hast Du auch eine Empfehlung für mich parat? 
xoxo Katha

Alanna Okun: The Curse of the Boyfriend Sweater (bislang nur auf Englisch erhältlich), Flatiron Books 2018, 232 Seiten, ISBN 1250095611, ab ca. 12 EUR.

Edit (11.07.2018): Heute in der New York Times: ein wunderbarer Artikel von Alanna Okun. Sieh es als Leseprobe! How to start knitting (and learn to love it).
Wow. What Alanna Okun has published here is raw. And beautiful. Her first book "The Curse of the Boyfriend Sweater" is a collection of essays about fiber crafts and a lot more: she opens up about her shortcomings and her insecurities, shares her sorrow and also joy. It's a special book and you should read it.