Letzten Monat hatte ich noch das ehrenwerte Vorhaben verfolgt, meine UFOs fertigzustricken, bevor ich wieder neue Projekte anfange.

Diesen Monat habe ich an vier verschiedenen Sockenpaaren gestrickt - und erst eines davon ist fertig. Die UFOs dagegen sind alle noch UFOs. Man kann wohl behaupten, dass mein Vorhaben gescheitert ist...


Andererseits gab es gleich mehrere KALs rund um die Socke (bei Sockshype und bei Stine & Stitch) - einfach viel zu verlockend! Wer da ebenfalls anfällig ist, den weise ich wohl besser nicht noch auf den SpiralsockenKAL bei Lilientinte hin.


Eine Anleitung aus dem neuen Buch Statement Socken stricken wollte ich natürlich auch ausprobieren...


Ich hab aber auf was fertig bekommen...eine Mütze für Crasy Sylvies Weltrekord (sie sucht übrigens noch nach fleißigen Dortmunderinnen, die ab dem 10. März beim Zusammennähen helfen können).


Mein Ess Shawl ist ebenfalls fertig geworden. Ich trage ihn nonstop und bin schwer verliebt: So groß, so weich, so wunderbar fransig. Vielleicht klappt es ja dieses Wochenende endlich mit guten Fotos, sodass ich Dir das Tuch endlich präsentieren kann! Vorerst gibt's nur ein Foto Pre-Steek.


Ja, und zwischendurch habe ich mich dann doch auch immer mal wieder einem meiner Langzeit-UFOs gewidmet, dem Zopfcardigan aus Lana Grossa Softness. Ende März will ich den anziehen können, und ganz ehrlich - wenn ich einfach drei neue Projekte weniger im März anschlage, sollte das überhaupt kein Problem sein.


Was meinst Du - werde ich meine drei angefangenen Sockenpaare fertigstellen? Oder falle ich dem Second Sock Syndrome zum Opfer? Ich halte Dich auf dem Laufenden!

So, und jetzt widme ich mich mal ein paar Maschenproben...ich brauch ja eigentlich noch was neues für die h+h im März!
xoxo Katha

Übrigens, was ganz andereres: Diesen Monat hat der Pixar-Kurzfilm "Purl" die Runde gemacht (hier kannst Du ihn Dir anschauen). Die Reaktionen reichen von Begeisterung...bis hin zu einem schalen Gefühl (wie bei mir). Ist das jetzt niedlich - oder animierte Feminismus-Veralberung? Wie siehst Du das?

Verlinkt bei Maschenfein
My February haiku goes like this: 
Only a few days, 
(too) many projects. 
Will I finish 
all my socks?
Je höher die Erwartungen, desto höher auch das Risiko, enttäuscht zu werden... Durch die Vermittlung einer realisitschen Erwartungshaltung möglichst keine negativen Gefühle aufkommen zu lassen, das ist das Ziel von Erwartungsmanagement.


In Bezug auf das Buch "Statement Socken stricken. Mit Farben zum Erfolg", das vor Kurzem im TOPP Verlag erschienen ist, ist das bei mir leider total in die Hose gegangen... Dabei ist das Buch nicht schlecht, ich hatte mir nur einfach viel mehr davon versprochen!

Los ging es mit folgernder Ankündigung des Verlags:

Müssen Socken immer unauffällig und unsichtbar sein? Längst haben bunte Socken die Modewelt erobert. Aber was passiert, wenn wir Socken als Statement tragen? Stricken Sie sich zum Erfolg mit unseren neuen Modellen, und erleben Sie die Veränderung! Business-Coach Bert Martin Ohnemüller erklärt, wie ungewöhnliche und mutige Accessoires auf unsere Umgebung wirken. Bestimmt finden Sie zu Ihren Lieblingsfarben das passende Modell, und stricken Sie los!

Ich war direkt interessiert: Statement-Socken als Thema - super! Der Bezug zum Business-Umfeld, der durch das Cover-Foto (eine Frau in Stricksocken steigt aus schwarzen Pumps) und die Erwähnung von Business-Coach Ohnemüller hergestellt wurde - innovativ! Die Idee, Farben und ihre Wirkung ins Visier zu nehmen - spannend!

Als ich das Buch dann aber in den Händen hielt, kam schnell die Ernüchterung. Keines der Verprechen, die mir das Buch gemacht hatte, konnte wirklich eingelöst werden. Offensichtlich hatte die Ankündigung des Buches bei mir völlig falsche Erwartungen geweckt... Das muss nicht (nur) am Verlag liegen - zur Kommunikation gehört natürlich genauso der Empfänger (also ich). Mach Dir am besten Dein eigenes Bild, nachdem ich Dir erläutert habe, was ich erwartet habe und was das Buch tatsächlich liefert.

Statement-Socken. 

Wenn ich "Statement-Socken" höre, denke ich  zum Beispiel an die Colourblocking-Interpretationen des klassischen Argyle-Musters, die die Firma Burlington seit einigen Jahren im Programm hat. Oder die Varianten von Happy Socks mit ihren witzigen weil zeimlich absurden Motiven. Diese Socken fallen auf, sind aber noch klassisch genug (z.B. durch die Grundfarbe, ein klassisches Muster etc.), um an den Füßen eines modemutigen Menschen auch im Business-Zusammenhang zu funktionieren.
Ich mag diesen Trend sehr und freue mich immer, wenn ich einen Mann sehe, unter dessen Anzughose pinke Socken hervorblitzen. Gerade für Männer, die kleidungstechnisch in vielen Bürojobs ja nur zwischen grauem oder blauem Anzug wählen dürfen, ist das eine schöne Möglichkeit, ein bißchen Persönlichkeit zu zeigen.

Nun eignen sich selbstgestrickte Socken leider nicht besonders gut, um sie in Anzugschuhen oder Pumps zu tragen, dafür sind sie schliechtweg zu dick. Folgerichtig wurde auch keines der Paare mal in Schuhen fotografiert (dabei wäre das so cool gewesen!).
Aber würden sich die Designs denn grundsätzlich dazu eignen, zu Business-Kleidung kombiniert zu werden? Statement-Socken sind es allemal, zumindest wenn man den Statement-Part mit "möglichst bunt" übersetzt. Für meinen Geschmack ist bei den meisten der 15 Modelle aber viel zu viel los: zu viel Farbe, zu viele Muster. Auf mich wirken die Modelle dadurch größtenteils wie aus einer Kinderkollektion. Aus den 80ern. Weit weg von Colourblocking, witzigen Eintrickmustern und dergleichen...


Mit Farben zum Erfolg. 


14 Farben werden im Buch auf einer Doppelseite vorgestellt, mit sehr stimmungsvollen Fotos und einer kurzen Aufzählung der gängigen Farbbedeutungen. Dann folgt eine weitere Doppelseite mit einer Anleitung für ein Sockenmodell in der jeweiligen Farbe (und noch vielen weiteren, sodass nicht immer ganz deutlich ist, warum das Sockenmodell nun ausgerechnet dieser Farbe zugeordnet wurde) - mit mehreren Fotos, die sehr schön alle entscheidenden Teile der Socke (Bündchen, Ferse, Spitze) zeigen, aber unglücklicherweise viel zu klein geraten sind. 


Die Muster selbst gefallen mir häufig sehr gut, allerdings ist kaum eins dabei, das ich 1:1 so nachstricken würde. Nehmen wir zum Beispiel das Sockenmodell "Türkis": Für meinen Geschmack viel zu bunt in der Version aus dem Buch, dabei gefällt mir das Muster grundsätzlich gut. Ich habe mich beim Nachstricken für ein klassisches Navy-Blau und ein Farbverlaufsgarn entschieden, die Farbwechsel weggelassen und siehe da: man erzielt direkt einen viel zeitgemäßeren Look!


Der Business-Coach.  

Der Business-Coach Bert Martin Ohnemüller ist vermutlich die größte Enttäuschung an dem Buch. Nicht, weil er so viel Blödsinn schreibt, sondern im Gegenteil: Weil man so gut wie nichts von ihm liest! Gerade einmal mit zwei Sätzen wird er zitiert, und die sind nun auch nicht unbedingt augenöffnend. Wenn man auf dem Cover mit einem Namen wirbt, erwarte ich doch zumindest ein paar Worte zum Werdegang der Person und ein kurzes Interview (da ist es wieder, das Erwartungsmanagement!).

Insgesamt wirkt das Buch auf mich sehr unentschlossen. Wer mehr zum Thema Farbwirkung erfahren möchte oder sich für mutige Business-Mode interessiert, wird mit anderen Büchern glücklicher werden. Wer dagegen Mustersocken mag und bereit ist, die (Farb-)Vorschläge aus dem Buch etwas umzuinterpretieren, findet hier viele schöne Anregungen. Ein Must-have ist "Statement Socken stricken" aber definitiv nicht.

Da meine Meinung sicherlich hochgradig durch meine enttäuschten Erwartungen eingefärbt ist, möchte ich Dich gerne auch auf die Rezension von Sockshype verweisen, die ganz anders ausfällt als meine.
Und dann erzähl mal - hast Du überhaupt was übrig für Statement-Socken oder fragst Du Dich gerade, warum ich so viel Gewese um die Dinger mache?
xoxo Katha

Ulrike Brüggemann und Manuela Seitter: Statement Socken stricken. Mit Farben zum Erfolg. Business-Coach Bert Martin Ohnemüller erklärt, wie Farben wirken, TOPP Verlag 2019, 80 Seiten, ISBN-13: 9783772481390, 14,99 EUR, erhältlich u.a. hier.

Werbung. Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar kosten- und bedingungslos vom TOPP Verlag zur Verfügung gestellt.
It's funny how your expectations determine how you evaluate a certain thing: the higher the expectations, the higher the likelihood of a disappointment. This is what happend to me while reviewing this book about statement socks. I was so excited about it when I first saw the cover! But even though it's a solid book, it could not measure up to my expectations...
Es ist peinlich genug, wenn man ein halbfertiges Projekt zum Dauer-UFO werden lässt. Da liegt es also in der Ecke und schaut einen vorwurfsvoll an. So kommt es mir zumindest manchmal vor.

Doppelt peinlich ist es, wenn man vorher so leichtsinnig war, ebenjenes Projekt in den sozialen Medien zu posten, vielleicht sogar im Rahmen eines Knitalongs. Und plötzlich schweigt man das Projekt einfach tot - in der Hoffnung, dass niemanden auffällt, das da ja noch was war...

Es gibt da aber eine Konstellation, in der die Funkstille vermutlich doch auffällt: Wenn man mit der Designerin befreundet ist und anfangs groß rumtönt, dass man jetzt eins ihrer Designs strickt. Und das ist dann die Krone der Peinlichkeit, denn ständig ist man besorgt, dass die Designerin meinen könnte, ihr Entwurf würde keinen Strickspaß bereiten oder die Anleitung sei Mist.


Wie Du Dir denken kannst, spreche ich aus Erfahrung...bei der Läusekofte von Sophia Wiik / stichfest habe ich alle Peinlichkeits-Levels durchgespielt. Und bevor ich auch nur einen weiteren Satz schreibe, möchte ich eins in aller Deutlichkeit sagen: Sophias Anleitung ist ganz hervorragend und die kleine Kofte ein absolutes heirloom piece (also etwas zum Vererben).

Koften sind Strickjacken auf norwegisch, in Fair Isle-Technik gestrickt. Sie sind auf Langlebigkeit ausgelegt und bedürfen daher vieler, vieler Arbeitsschritte, damit am Ende alle Kanten und Belege perfekt versäubert sind, die Knopfleiste nicht leiert und dazu auch nirgendwo was scheuern kann.

Viele Koften haben ein charakteristisches Pünktchen-Muster, das wohl an kleine Kriechtierchen erinnert, denn man nennt diese Jacken auch Läusekoften.
So eine wollte ich mir gerne stricken! Und damit in meiner Größe auch wirklich alles glatt geht, wollte ich das Ganze erstmal im Mini-Format üben.

Foto: Makerist

Quasi wie gerufen kam da Sophias Makerist-Kurs zum Thema "Fair Isle Technik und Steek", der vor ziemlich genau zwei Jahren veröffentlicht wurde. Kurs runtergeladen, Wollset bestellt und schon konnte es losgehen!

Sophia erklärt in knapp drei Stunden alle Schritte, die nötig sind, um eine perfekte Norwegerjacke herzustellen. Sie erkärt, was bei der Garnauswahl zu beachten ist (und warum), wie man eine schöne Fadenspannung beim Fair Isle-Stricken erreicht, hält beim Steeken das Händchen und beantwortet auch alle anderen Fragen, die während des Strickens aufkommen können. Sehr geduldig zeigt sie so ziemlich alle Arbeitsschritte und nebenbei lernt man auch noch dies und das über norwegische Stricktradition.
Zum Kurs gibt es außerdem eine schriftliche Anleitung, aber die ist sehr, sehr knapp gehalten - der Kurs ist wirklich dafür vorgesehen, angeschaut zu werden!



Anfangs bin ich mit dem Stricken super vorangekommen - Körper und Ärmel der kleinen Kofte hatte ich schnell geschafft und beim Stricken wahnsinnig viel Spaß.
Was dann passierte? Finishing... Gerade diese Woche habe ich im Laine Magazin (No 6) ein Interview mit Nancy Marchant gelesen, in dem sie schrieb, das Finishing aus ihrer Sicht völlig unterschätzt ist und tolle Möglichkeiten bietet. Da hat sie sicherlich recht, aber mein Ding ist es trotzdem nicht. Und bei der Kofte, das muss man leider sagen, gibt's so viel zusammenzunähen, einzufügen usw.

Das war zu viel für mich und so landete das Projekt in einem Korb - und blieb dort für 20 Monate(!) liegen. Erst kurz vor Weihnachten gab ich mir einen Ruck und habe das Projekt endlich fertiggestellt - es brauchte nur noch ein Wochenende...


Inzwischen ist die Kofte in den Besitz meiner Patentochter übergegangen und ich bin versöhnt mit dem Projekt. Ich überlege sogar schon, eine weitere herzustellen!

Den Kofte-Kurs (der zur Zeit um 50% reduziert ist) kann ich jedem, der sich noch nicht als Cardigan-Superprofi fühlt, unbedingt ans Herz legen! Wer Sophias Anleitung folgt, kann am Ende eine ganz besondere Strickjacke sein Eigen nennen - es dauert keine zwei Jahre!

Mit welchem Projekt hast Du Dich so richtig lange rumgeschlagen? Hat es sich letzten Endes gelohnt? 
xoxo Katha

Werbung (?). Den Makerist-Kurs und das Garn habe ich selbst bezahlt. Ich schreibe darüber aus echter Begeisterung.
Some things take time... Take for example this cardigan: It took 21 months to finish but ISN'T IT BEAUTIFUL? And what are 21 months compared to a lifetime of apparel pleasure? (Disregarding the fact that this cardigan is baby-sized and therefore only fits for, like, 5 minutes...)